Episode 2 – 20 Jahre später
Anfang März führte mich eine interne Konferenz nach Hong Kong. Ueber zwanzig Jahre nach meinem letzten Besuch. Über zwanzig Jahre auch seit dem letzten Treffen mit meiner Brieffreundin Sharon. Ja, genau, sowas gab es damals noch. Und FB sei Dank hatte ich sie nach dieser langen Zeit auch wiedergefunden. Zeit für ein Wiedersehen also. Dass ausserdem mein Bruder eingeflogen kam und ihr zehnjähriger Sohn mit dabei war, gab dem Treffen einen gar noch aussergewöhnlicheren Charakter!
Den ereignisreichen Tag starteten wir mit einem Besuch im Wong Tai Sin Temple und liessen uns berauschen vom Duft der Räucherstäbchen. Beim anschliessenden Dim Sum Lunch waren wir zwar die einzigen Langnasen, ich schwärmte aber mindestens für zehn von den steamed egg yolk buns und den steamed pea leave & conpoy dumplings.
Das komplette Eintauchen ins Leben eines Hong Kong Chinesen ermöglichte uns Sharon mit dem Besuch bei ihr zu Hause. Die Wohnung erwies sich zwar als viel grösser als erwartet, sie sei aber auch grösser als die Standard-Bleiben vieler anderer. Wenn man bedenkt, dass sich drei Personen inklusive Helper rund 70 m2 teilen, wäre das aber trotzdem Dichtestress für viele…
Der Besuch des Lady’s Market sowie des Mong Kok Computer Centers war DIE ‚Dichtestress-Erfahrung‘ schlechthin, verflog aber beim anschliessenden Spaziergang an der Tsim Sha Tsui coastal aerea mit Blick auf die Lichter der Skyline im Nu. Mit der Fähre überquerten wir Victoria Harbour und genossen die eindrückliche Skyline.
Es war wettertechnisch clever, den Besuch des Peaks auf den nächsten Tag zu verschieben. Nichts für schwache Magennerven war allerdings die Busfahrt rauf zum Besucherzentrum… Für Ablenkung sorgte der Blick runter ins Hafenbecken oder auf die Konstruktionen für den Bau neuer Hochhäuser. Ich war trotzdem froh, als wir wieder heil unten angekommen waren…
Am späteren Nachmittag hiess es Tea Time. Wo, wenn nicht im legendären Peninsula Hong Kong Hotel? Das Anstehen für eine gute halbe Stunde hatte sich mehr als gelohnt. Welch ein Erlebnis, welch ein Luxus des Müssigganges und Genuss eines Überbleibsel der britischen Kolonialherrschaft, die sich noch nicht ganz aus dieser Metropole verabschieden will. Zum Glück!
Episode 1 – Im Doppelpack
Innerhalb von zehn Tagen brachten mich Dienstreisen grad zwei Mal nach China. Erst nach Shanghai. Dann nach Beijing.
Bei Ankunft in Beijing präsentierte sich die Stadt genau so, wie man sie sich (leider) vorstellt. Grau in Grau. Die Luft zum Schneiden und mit einem Geruch geschwängert, den man eher mit einem Abend am Feuer in einer Waldhütte in Verbindung bringt. Da ich den Rest des Tages eh mit Arbeit beschäftigt war, hat mich das Wetter draussen wenig interessiert. Tags drauf herrscht blauer Himmel und Sonnenschein! Dies hielt zum Glück auch am Samstag an und bescherte mir ideales Wetter für meinen Kurztrip zum Tiananmen Square und zur Chinesischen Mauer.
Der Aufstieg zur Mauer (beim Abschnitt Mutianyu) ist leicht gemacht. Eine Gondelbahn bringt mich in wenigen Minuten zum Wachturm der mein Ausgangspunkt ist. Jack, mein Guide, lässt mich alleine ziehen. Er könne leider nicht mit wandern. Sein Rücken, müsse ich wissen. Die Luft ist klar. Und kalt. Nur wenige Touristen haben sich um diese Zeit hier rauf verirrt. Mir soll es recht sein. Und so ziehe ich los. Schnellen Schrittes. Denn meine Zehen spüre ich schon seit kurz nach dem Aussteigen aus dem Auto vor einer knappen Stunde nicht mehr. Rund um mich Weite. Stille. Mauer. Hügel. Ich versuche mir vorzustellen, wie beschwerlich der Bau vor sich gegangen sein muss. Wie lange daran gebaut worden ist. Der Aufstieg zum Wachturm Nr. 22 nach gut einer Stunde ist ziemlich intensiv. Ich bin froh. Denn oben angekommen sind auch meine Füsse endlich wieder warm!