Ich esse also bin ich.

Im einem der Food Mekkas Asiens zu leben ist Segen und Fluch zugleich. Das Angebot an Speisen aus den unterschiedlichsten Kulturen ist manchmal so überwältigend, dass ich kaum weiss, was ich essen will. Warum also nicht einmal innehalten und lernen, welche Speisen denn meinem Körper gut tun würden? Welches die beste Energiequellen für mich sind? Und welche halt eben überhaupt nicht? Das Wissen der Heilmethode Ayurveda soll dabei hilfreich sein. Und ein Resort in Chiang Mai im Norden Thailands in diesem Zusammenhang bekannt. Lasst das Abenteuer beginnen.

Nach der Buchung des Programmes erhalten wir einen detaillierten Fragebogen von Dr. Sunita. Exzessiver Kaffee- und Alkohol-Genuss sei in den Wochen vor dem Aufenthalt zu vermeiden. Dagegen viel Schlaf und ausreichend Wasser zu trinken empfohlen. Ausserdem erhalten wir unseren ‚Stundenplan‘. Um Himmels Willen, was kommt da auf uns zu?

Am Tag eins nach Ankunft haben haben wir noch Schonfrist. Ich habe uns einen Trip zum Golden Triangle – da wo sich Thailand, Myanmar und Laos treffen (und früher der Opium-Handel florierte) – und Chiang Rai gebucht. Wir verbringen den Tag quasi im Auto denn die beiden Orte liegen nicht grad um die Ecke. Ist so schlimm aber nicht, denn es regnet den ganzen Tag genau einmal. Dafür nonstop. Der weisse Tempel ist beeindruckend. Der schwarze Tempel im Gegenzug erinnert ein bisschen an HR Giger’s Phantasiewelt. Am Golden Triangle haben wir sämtliche Foto-Spots für uns alleine. Sujet-technisch ähnelt aber alles eher einem grauen Triangel. Den Tag lassen wir bei einem feinen Nachtessen und einem Glas Wein ausklingen. Und sind gespannt auf morgen.

Es folgen je ein Gesundheits- und ein Sport-Assessment. Und ein ausführliches Beratungsgespräch mit Dr. Sunita. Hin und wieder sehen wir uns an und können uns kaum verkneifen, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. Was wir hören widerspricht mehr oder weniger total unseren Ernährungsgewohnheiten. Sei es in Sachen Uhrzeit, Rohkost versus Gekochtem sowie Lieblingsspeisen. So werden die nächsten Tage zu einer regelrechten Herausforderung. Zum Frühstück sollten wir idealerweise gekochte Speisen essen. Mittag- und Nachtessen wählen wir aus einer Liste aus, die wir jeweils am Tag vorher erhalten. Nach spätestens drei Tagen wissen wir aber langsam nicht mehr, was wir noch essen mögen denn alles schmeckt in etwa gleich und sieht ähnlich aus. Dr. Sunita hat nämlich die Küchenbrigade angewiesen, uns keine scharfes oder zumindest gut gewürzte Speisen zu servieren. Ein super Plan, schliesslich lebt die Thailändische Küche ja genau davon!


Mit zwei bis drei Behandlungen (Massage, Meditation, Yoga etc.) sowie den drei Mahlzeiten (auch so ein Grundsatz: Essen auslassen = sehr ungesund) sind unsere Tage irgendwie total ausgefüllt. Einen halben Tag stehlen wir uns nach Chiang Mai davon.

Indem wir uns Fahrräder ausleihen kommen wir innerhalb der Hotelanlage wenigstens schneller von A nach B. Ausserdem entwickeln wir eine ausgeklügelte Planung damit jeweils alles im Rucksack mit dabei ist, was wir über den Tag brauchen. Beim Essen drehen sich unsere Gespräche bald nur noch.. genau, ums Essen. Und Trinken, respektive nicht Trinken. Denn Alkohol oder Kaffee ist absolut tabu. All die Themen, die ich endlich mal wieder mit der mir so vertrauten Freundin besprechen wollte, passen so gar nicht ins Konzept. Die mitgebrachten Bücher bleiben im Koffer liegen, respektive ungelesen auf dem iPad. Der Plan, Ideen für Blog-Beiträge umzusetzen respektive Recherche für Projekte zu betreiben, bleibt unerledigt. Die Schönheit der Hotelanlage saugen wir statt am Pool liegend, radelnd auf.


Ein Tiefpunkt – für mich – ist eine Massage der Bauchorgane. Ich schaffe es danach grad noch rechtzeitig zurück in unsere bescheidene Villa (respektive in eine der Toiletten) bevor sich Montezuma aber so was von brutal rächt. Leider hat er erst lange nach Mitternacht ein Einsehen. Am nächsten Morgen fühle ich mich erstaunlicherweise fit. Es stellt sich heraus, dass mehr oder weniger alle Angestellten im Resort die Story kennen und man sich besorgt nach unserem Wohlbefinden erkundigt. Ich muss sagen, dieses ist sehr gut, endet aber abrupt beim Gedanken ans nächste Mittagessen. Dies erinnert mich, tja, halt intensiv an den Herrscher der Azteken. An dieser Stelle sei aber gesagt, wir hatten das immer gleich fade Essen auch langsam satt! So schieben wir meinen Zustand vor als wir Dr. Sunita um Gnade bitten, man möge uns doch an unserem letzten Tag andere Kost servieren. Ihr Einfluss bei der Küchenbrigade ist diesmal Gold wert. Das westliche Menü wird uns gar in einer Wärmebox in die Villa geliefert!

Das Abschlussgespräch ist sehr informativ und lehrreich. Mit vielen guten Vorsätzen reisen wir ab. In meinem Fall leider nur, um komplett von der Post-Ferien-Arbeits-Welle überspült zu werden. Und nur zu essen, um zu sein.

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