Bekannte aus der Schweiz in Singapur? Treffen muss! Dass es grad so ein turbulentes Abendessen werden würde, hätte ich allerdings nicht erwartet. Die Lokalsuche gestaltete sich nicht ganz so einfach, denn die fünfjährige Joy wünschte Steak, Spareribs oder Spaghetti. Mein Erfahrungswert aus Hong Kong beschleunigte zwar den Entscheidungsprozess nur minim, war aber am Schluss wohl ausschlaggebend, dass wir uns auf ‚Wooloomooloo‘ einigten. Ein Steakhouse. Meine Besucher unterhielten sich bereits angeregt mit dem Geschäftsführer Jack als ich eintraf. Hungrig und in einem der Top-Steakhouses der Stadt war der Bestellprozess rasch vollzogen. Mignot für die Ladies, Steak für den Herrn. Man habe keine Kindermenüs, würde der Principessa aber gerne Spaghetti Bolognese kredenzen. Den passenden Rotwein im Glas, angeregte Gespräche und die Vorspeisen liessen nicht lange auf sich warten. So weit alles wunderbar. Teller um Teller wurde von der offenen Küche an uns vorbei getragen, nur leider nie vor uns hingestellt. Von der Jüngsten am Tisch war die ganze Zeit kein Mucks zu hören. Pippi Langstrumpfs Streiche im portablen Apple-Heimkino waren massiv spannender und liessen Nahrungsaufnahme zur Nebensache mutieren. Irgendwann stand ein Kellner am Tisch und versicherte uns, dass unsere – und ich betone, er hatte es wirklich so ausgesprochen – ’sticks‘ (ha und an dieser Stelle sei genannt, dass mein Rechtschreibprogramm nun fünf Mal versuchte, das Wort in ‚Steaks‘ zu korrigieren!) umgehend serviert würden. Wir waren etwas verwirrt, weil ein Teil der Restaurant-Dekoration tatsächlich aus Holzscheiten bestand, folgerten aber, dass er wohl unseren Hauptgang meinen muss. Weitere 10 Minuten vergingen bis dann mal die Teller mit dem Fleisch serviert wurden. Eine Beilage. Und die Pasta. Dann geschah lange nichts mehr und wir beschlossen, zumindest mal das Fleisch zu kosten. Mein Filet war zwar qualitativ 1a, einfach quasi kalt. Die Pasta enorm scharf und somit überhaupt nicht kindergerecht. Und wie war das mit den Beilagen? Das Ganze brachte den Herrn am Tisch zünftig in Rage und kurz darauf Jack aufs Set. Und um ein Haar auch meinen Teller zurück in die Küche. Nein, ich.habe.jetzt.Hunger. und will nicht nochmal ne halbe Stunde warten! Die Tafel erweiterte sich nach und nach um die Beilagen, die zugegebenermassen (Fleisch inklusive) von hervorragender Qualität waren. In der Zwischenzeit hatte die kleine Joy Gefallen gefunden am Filet und vertilgte es quasi im Alleingang. Flugs wurde der Zubereitungsversuch Nummer zwei für kindergerechte Spaghetti annulliert und Filet-Nachschub für Mama bestellt. Ich bin nicht sicher, ob Jack zu diesem Zeitpunkt bewusst wurde, dass er sich mit diesen Gästen was einfallen lassen muss. Spätestens eine weitere Bemerkung des Tischherrn zum Service, dürfte alle Zweifel beseitigt haben. Kurze Zeit später stand er mit einer Flasche Rotwein am Tisch. Dem Jüngling sei verziehen, dass er offenbar noch nie etwas vom Kinderbuch-Klassiker Pippi Langstrumpf gehört hatte. PS: morgen Abend treffen wir uns vor ihrem Abflug erneut zum Essen. Was mich da wohl erwarten wird?